…Oder wie Yoga mir dabei geholfen hat, mich selbst zu finden.
Ein Beitrag von Yogawege-Bloggerin Mihaela Stipic
Hatha yoga teaches us to use the body as the bow, asana as the arrow, and the soul the target. (B.K.S Iyengar)
Nun mit 37 Jahren entscheide ich mich, meinem Leben eine komplett neue und bereichernde Facette hinzuzufügen. Verrückt! Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass ich in diesem Leben noch eine Ausbildung zur Yoga-Lehrerin starten werde, hätte ich vermutlich laut gelacht!
Zwar begleitet mich Yoga – mal mehr, mal weniger intensiv – bereits über viele Jahre. Aber ich hatte ein, wie man so schön sagt, geordnetes Leben. Zum anderen passte ich nicht in mein eigenes Konzept einer Yoga-Lehrerin, welches vor allem von Perfektion getragen war. Und ich war und bin alles andere als perfekt. Aber dann kam der Tag, an dem sich mein Leben plötzlich ganz und gar nicht mehr geordnet anfühlte. In mir herrschte Chaos, mein Seelengerüst war ein einziger Wackelpudding. Ich konnte mich nicht mehr spüren.
In dieser Phase meines Lebens half mir Yoga, wieder Wurzeln in meiner Seele zu schlagen. Instinktiv packte ich meine verstaubte Yoga-Matte aus und begann jeden Tag aufs Neue, die Sonne zu grüßen. Mit jedem Muskel im Körper stärkte sich ebenso mein Seelengerüst. Meine Perfektionsgedanken wichen mit der Zeit der Akzeptanz. Und nun stehe ich mitten in meiner Ausbildung zur Yoga-Lehrerin: kein gazellenartiges Wesen, das sich überdies wie eine Brezel verbiegen kann. Au contraire! Diese angehende Yoga-Lehrerin hier kämpft mit ihren Kleshas (Störfaktoren im Geist) und Samskaras (tiefsitzende Gedankenmuster) genauso wie jeder andere auch. Aber es macht mir Freude, an mir zu arbeiten. Und ich stelle es mir sehr schön vor, andere Menschen auf ihrem Yoga-Weg begleiten und unterstützen zu dürfen. Bis es soweit ist, lasse ich euch gerne an meinem oft sehr lustigen, manchmal ebenso schwierigen und nicht selten von Faulheitsattacken gepflasterten Yogaweg teilhaben.
Apropos kräftige Wurzeln: Auf diesem Bild versuche ich würdevoll in Vriksasana (Baum) zu verweilen. Diese gleichgewichtsfördernde Asana kräftigt Fuß-, Bein-, Rücken- und Schultermuskulatur und öffnet gleichzeitig die Hüften. Auf der emotionalen Ebene fördert Vriksasana die Verwurzelung mit der eigenen Lebenskraft und schafft ein Gefühl der inneren Ruhe und Ausgeglichenheit. Sollte man die Fußsohle noch nicht auf dem Oberschenkel absetzen oder halten können, so setzte man diese am besten auf der Wade ab. Das sensible Knie ist aber als Landezone tabu!
(Erscheinungsjahr: 2013)