Aaaah, Anusara ist von Iyengar Yoga inspiriert!
Das Ananya Yoga Studio liegt in einem ruhigem Hinterhof in 1060 Wien. Es gibt eine gemischte Umkleide – mal was Neues. Aber nachdem Männer beim Yoga ja Mangelware sind, ist das schlicht effizient. Ich begehe gleich einen Fauxpas, indem ich beschuht den Umkleidebereich betrete. Ein Heinzelmännchen wird meine Schuhe während der Stunde zum Eingang stellen. Witzig.
Die unheilverkündenden Kleshas
Wir sind zu siebt in einem Loft-artigen, lichtdurchfluteten Raum mit Glasfront an der Decke und einem großen, goldenen OM an der Wand. Perfekt, um in Ruhe anzukommen, die Aufmerksamkeit nach Innen zu lenken, und die Atmung zu vertiefen. Das Thema der Stunde sind die Kleshas – also die Ursachen, warum wir leiden. Ich finde Klesha klingt ja an sich schon unheilverkündend. Und es gibt auch noch fünf davon! Das konkrete Klesha der Stunde ist „Raga“ – also alles, was wir begehren – und was wir oft gar nicht brauchen, bzw. uns sogar schadet.
Lass los!
Wir wärmen uns unter anderem mit Kuh-Katze im eigenem Tempo auf, gefolgt von 7-8 dynamischen Sonnengrüßen. Ich schließe meine Augen – manchmal komme ich so besser in den Flow. Fließend geht es auch weiter in den Hauptteil. Standard-Asanas wie Krieger 1, Krieger 2, Seitwinkel etc. folgen – passend für eine Anfängerstunde. Spannend: Wenn ich die Asanas gut kenne, lasse ich in der Position viel leichter los, und versuche nicht verkrampft, alles korrekt auszuführen. Tja, das ist vermutlich mein Begehren nach Perfektion… Unsere Lehrerin, Andrea Eder, korrigiert übrigens aufmerksam und genau.
Zwischendurch bleiben wir für ca. 1,5 Minuten im Brett (= eine gefühlte Ewigkeit!). Also wer seine Bauchmuskeln testen will, runter auf den Boden und Position halten. Uff, das ist die einzige Asana, in der wir so lange bleiben. Eine der Grundregeln im Anusara-Yoga ist die innere Spirale. Andrea sagt: „Dreh die Oberschenkel nach innen” Laut Yoga-Wiki soll das „die Energiespirale unterstützen” und “die Position verfeinern”. Aja.
Handstand mit Hilfe & Brezel
Der Handstand! Wir gehen zu zweit zusammen und helfen uns gegenseitig nach Oben. Erstaunlich: Mit menschlicher Hilfe kommt mir der Handstand tatsächlich leichter vor als der Kopfstand (da habe ich lediglich die unmenschliche Wand zur Hilfe). Andrea sagt: “Der Handstand ist fixer Bestandteil des Anusara-Yoga.” Ich frage, weil das ja eine Anfängerstunde ist und der Handstand nicht so Anfänger-tauglich ist.
Noch eine interessante Asana
Sundial – Schwer zu beschreiben, aber ich komm mir vor wie eine Brezel. Andrea lobt alle für die Ausführung. Dann können wir noch zwischen Brücke oder dem Rad wählen – alle bis auf Einen wählen die Brücke. Also das Begehren nach dem Rad hält sich in Grenzen. Die Stunde endet mit Savasana in Stille und abschließendem OM.
Mein Fazit: ich brauche nichts. Entweder war es das Thema, die Abfolge der Asanas oder aber, dass ich alle Asanas kannte: Ich habe es geschafft, mich voll auf mich selbst zu konzentrieren und mich nicht mit den anderen zu vergleichen. Ich verlasse das Studio mit diesem großartigen Gefühl, nichts zu wollen oder zu brauchen. Genau deshalb habe ich mit Yoga angefangen.
Im Ananya Yoga Studio kann man übrigens alle Stunden eine Woche lang um 19 Euro ausprobieren. Ich werde als nächstes die Jivamukti-Einheit ins Auge fassen.