Patanjalis Sicht auf Asana – und wie wir all diese Ansätze auch in unseren Alltag mitnehmen können. Zusammengefasst von Evelyne Zemplenyi.
In den Schriften von Patanjali heißt es:
II.46 Sthirasukhamasanam
sthira = fest, unbewegt
sukha = bequem, angenehm
asana = Haltung, Sitzstellung
Ausgehend von der Sitzhaltung, welche unbeweglich und fest, aber zugleich auch entspannt möglich sein soll, gilt dies auch für die Hatha Yoga Asanas. Sie sollten keine Quälerei sein, obwohl sie auch anstrengend sein können.
Das heißt, obwohl wir in manchen Yogapositionen die Anstrengung, die Stabilität, die Stärke spüren und uns auch herausfordern, sollte zugleich Leichtigkeit eintreten.
Mitnehmen in unseren Alltag:
Können wir also versuchen, dieses „Konzept“ auch in unseren Alltag zu bringen? Versuch dir doch ein paar Situationen vorzustellen, in denen du etwas Leichtigkeit gebrauchen kannst. In denen ein Lächeln viel auflöst und ein entspannter Kiefer wirklich viel bewirkt.
Stell dir Situationen in deinem Job vor, in deiner Beziehung, in Dingen die erledigt werden müssen. Wie sieht es da aus? Auch wenn du versuchst dabei zu bleiben, durch etwas durchzugehen, standhaft zu sein, bringe etwas Lockerheit hinein und du wirst sehen, dass dir alles leichter fällt!
II.47 Prayatnasaithilyanantasamapattibhyam
prayatna = Spannung, Anstrengung
saithilya = Entspannung, Loslassen
ananta = das Endlose
samapattibhyam = durch Meditation, Konzentration
In den Schriften heißt es: Die Stellung wird durch Loslassen von Spannungen und durch Meditation auf das Unendliche gemeistert.
Das bedeutet also, dass wir nicht mit Gewalt in eine Stellung gehen sollen, sondern mit Entspannung und Meditation. Bei unseren asanas, wie zum Beispiel der Kobra sind natürlich einige Muskeln aktiv und angespannt, aber zugleich bleibt das Gesicht, der Bauch oder die Zehen entspannt. Wir lassen in einer Stellung los und entspannen. So wird Vollkommenheit erreicht.
Mitnehmen in unseren Alltag:
Wo können wir in unserem Alltag loslassen? Was können wir loslassen, gehen lassen? Vielleicht kannst du dir überlegen, was dich in deinem Leben schon länger aufhält, dich zögern lässt, dich vom weiterkommen abhält. Probiers mal mit vorbeiziehen lassen, entspannen und loslassen und du wirst feststellen wie schnell sich neue Türen öffnen.
II.48 Tato dvandvanabhighatah
tatah = davon (von der Beherrschung der Haltung)
dvandva = Gegensatzpaare
anabhighata = Angriffe
Es heißt die dvandvas, Zweiheiten greifen einen nicht mehr an. Wenn wir mit dieser inneren Einstellung unsere asanas praktizieren, werden wir von den Gegensatzpaaren wie Hitze und Kälte, angenehm und unangenehm, Vergnügen oder Schmerz u.s.w. nicht mehr so stark berührt. Durch Üben von ruhigem Sitzen beim Meditieren lernen wir Gleichmut, aber auch Grenzen wahrzunehmen. Es ist wichtig abzuwägen und den gesunden Menschenverstand einzuschalten. Wenn uns also die Hüfte weh tut, dann bleiben wir sitzen. Tut sie uns extrem weh, dann bewegen wir uns. Um uns also nicht zu schädigen, müssen wir Grenzen wahrnehmen, auf unser Körpergefühl hören und reagieren. Aber wenn möglich, bleiben wir sitzen und lassen los.
Mitnehmen in unseren Alltag:
Nimmst du deine Grenzen wahr? Nicht nur körperlich, sondern auch geistig. In welchen Situationen könntest du mehr Gleichmut gebrauchen? Versuche auch hieraus etwas mit in dein alltägliches Leben zu nehmen.
(Quelle: Sukadev Volker Bretz: Die Yogaweisheit des Patanjali für Menschen von heute)